Walter Schultheiß
Ehrenfilmpreisträger 2013

Volksschauspieler
Der schwäbische Volksschauspieler Walter Schultheiß (*1924) wird mit dem Baden-Württembergischen Ehrenfilmpreis 2013 ausgezeichnet. Damit würdigt das Filmbüro Baden-Württemberg das Lebenswerk dieses Charakterdarstellers, der in erfolgreichen TV-Produktionen wie ‚Köberle kommt’, ‚Oh Gott, Herr Pfarrer’, ‚Der Eugen’, ‚Der Schwarzwaldhof’ oder ‚Laible und Frisch’ humorvoll seine schwäbischen Landsleute mit all ihren Eigenschaften verkörpert hat. Ur-Schwabe Schultheiß ist einem großen Fernsehpublikum als Vermieter Rominger im unvergessenen Bienzle-‚Tatort’ in Erinnerung geblieben.
Sein aktueller Kinofilm ‚Global Player’ von Regisseur Hannes Stöhr aus Hechingen wird auf der Filmschau Baden-Württemberg vor der Preisverleihung zu sehen sein. Die Filmografie des großen Volksschauspielers beginnt 1948 mit ‚Heimat ist Arbeit’ von Bernhard Redetz und ‚Schinderhannes’ (1956) von Peter Beauvais. Auch in der Verfilmung von ‚Simplicius Simplicissimus’ (1976) von Fritz Umgelter, Theo Metzgers ‚Achtung Zoll’ (1979) und Dominik Grafs ‚Die Reise nach Weimar’ (1996) stand Schultheiß vor der Kamera.
Der in Tübingen geborene Schauspieler wurde ab 1963 durch seine Straßenkehrer-Sketche beim damaligen Süddeutschen Rundfunk berühmt. Gemeinsam mit seiner Ehefrau, der Stuttgarter Schauspielerin Trudel Wulle, stand er mehrfach vor der Kamera und auf der Theaterbühne.
Seit nunmehr sieben Jahrzehnten hat Schultheiß die Filmlandschaft Baden-Württemberg aktiv mitgestaltet und positiv geformt, begründet das Filmbüro Baden-Württemberg seine Entscheidung. Neben seinen Leistungen und Verdiensten als Schauspieler, Autor und Maler soll die Ehrung bewusst machen, dass Walter Schultheiß durch seinen reichen Erfahrungsschatz und seine zahlreichen Charakterrollen wichtige Impulse für die Entwicklung des hiesigen Standortes geben konnte und ein bedeutender Teil der Filmbranche im Bundesland und darüber hinaus sei.
Die Entscheidung traf der aktive Vorstand des Filmbüros gemeinsam mit den beiden bisherigen Preisträgerinnen, der Kostümbildnerin Gudrun Schretzmeier und der Geschäftsführerin der MFG Filmförderung Baden-Württemberg Gabriele Röthemeyer.

"Festivals zeigen, was im Kino mÖglich ist"
Ein Schauspielerleben in Stationen, Stichworten, Anekdoten und Zitaten: Ehrenpreisträger Walter Schultheiß im Gespräch mit Hans-Peter Jahn für den Katalog zur 19. Filmschau Baden-Württemberg 2013
Paul Bogenschütz in ‚Global Player’: Die Rolle des Patriarchen im aktuellen Kinofilm von Hannes Stöhr konfrontierte den Charakterdarsteller, Jahrgang 1924, nochmals mit den Kriegsjahren: „Ich kann die Zeit nachfühlen. Bogenschütz und ich sind eine Generation. Natürlich sind beim Rollenstudium eigene Kriegserinnerungen hochgekommen. Durch den Krieg hatte meine Generation keine Jugend. Mit 16 Jahren wurde ich eingezogen. In der Artillerie nahm ich am Russlandfeldzug und den Kämpfen an der Oderfront teil. Gott sei Dank ist mir ein Kampf Mann gegen Mann erspart geblieben. Er oder ich – so etwas geht einem ewig nach.“
Bauchschuss: Kurz vor der Kapitulation erlitt Walter Schultheiß einen Bauchschuss, der ihn, Ironie des Schicksals, seinem Traum vom Theater ein Stück näher brachte. Im Lazarett teilte der schwer verwundete Tübinger das Zimmer mit kriegsversehrten Schauspielern. Zurück in Stuttgart, wollte er seinen Kindheitstraum vom Schauspielerberuf verwirklichen und nahm Privatunterricht. Die Passierpässe, die gleich nach Kriegsende die Fahrt zu Unterricht und ersten Auftrittsorten in der französischen und amerikanischen Zone ermöglichten, befinden sich in seinen beiden dicken Alben mit Erinnerungsstücken aus gut sechs Jahrzehnten Film-, Fernseh- und Theatergeschichte im Südwesten.
Erste Bühnenschritte: In all den Jahrzehnten als Schauspieler hielt sich Schultheiß an einen Ratschlag seines Vaters, der kein Freund der Nazis war: Geh nicht zu Deinem Fürsten, wenn Du nicht gerufen wirst. „Ich habe mich nirgends als Schauspieler beworben und auch nie vorgesprochen,“ sagt der 89-jährige. Als Schauspielschüler unter Schauspielausbilder Kurt Junker am Staatstheater Stuttgart spielte er zusammen mit den beiden Mitschülern – dem späteren Regisseur Fritz Umgelter und dem gebürtigen Stuttgarter Schauspieler Heinz Weiss (später bekannt aus ‚So weit die Füße tragen’ und als legendärer ‚Traumschiff’-Kapitän Hansen) im Stück ‚Die kluge Närrin’ von Lope de Vega. Fast alle Theater waren nach dem Krieg kaputt. Ohne Auto eilte der Schauspielschüler von der Sprachtechnik in Hedelfingen zur dramaturgischen Ausbildung in die Stafflenbergstraße oder zur Stimmausbildung auf die Schillerhöhe. Anschließend ging es zur Abendvorstellung ins Wilhelmatheater oder in einen Wirtshaussaal. „Im 2. Akt bin ich gestorben. Die Leute heulten Rotz und Wasser. Schnell musste ich abschminken und mit dem Taxi ging es dann zur Nachtvorstellung in den ehemaligen ‚Favorit’-Lichtspielen, die erst nach der Filmvorstellung begann”. 1947, so hält seine Chronik fest, debütierte Schultheiß in der Operette ‚Maske in Blau’.
Trümmerjahre: Es ist noch gar nicht so lange her, da tauchte in Esslingen ein lange Zeit als verschollen geglaubter Dokumentarspielfilm wieder auf: ‚Heimat ist Arbeit’ aus dem Jahr 1948. Walter Schultheiß stellte in dem Zeitdokument einen Vertriebenen aus Eger dar. An seiner Seite spielte die Stuttgarter Schauspielerin Karin Schlemmer, die erstgeborene und früh verstorbene Tochter des Bauhaus-Künstlers Oskar Schlemmer. Stuttgart lag in jenen Nachkriegstagen in Trümmern.
Mausefalle: Der Kabarettist Werner Finck gründete 1948 in der Tübinger Straße Stuttgart das erste bedeutende Kabarett der Stadt. In der ‚Mausefalle’ spielte er die ‚Kritik der Unvernunft’. Mit dabei war auch Walter Schultheiß: „Wenn Werner Finck auf der Bühne einen besonders guten Einfall hatte, kam er schnell hinter die Kulissen und sagte: ‚aufschreiben, aufschreiben’ und in seiner Aktentasche war immer ein Kleiderbügel, an dem mit Sicherheitsnadeln befestigte Merkzettel hingen – vergiss nicht dies, vergiss nicht das… „Später trat er in Willi Schaeffers Berliner Kabarettbühne ‚Tingeltangel’ auf. Schaeffers gehörte zu den Förderern von Brigitte Mira, Peter Frankenfeld und Georg Thomalla, mit dem Schultheiß viele Jahre später in Stuttgart vor der Fernsehkamera stand.
Liebhaber – nein Danke: Junge Liebhaber lagen ihm nicht. Schon in jungen Jahren verkörperte Walter Schultheiß lieber ältere Typen, humorvolle à la Professor Hinzelmann; auf alle Fälle aber mit Charakter. „Deshalb konnte ich zunächst beim Fernsehen nicht viel anfangen. Vor der Kamera kann sich ein Junger nicht auf alt machen“, sagt er. Schultheiß konzentrierte sich aufs Theater. Fritz Umgelter holte ihn für die Komödie ‚Versprich mir nichts’. Neben Dieter Borsche und Maria Holst wirkte er in ‚Der Engel mit dem Saitenspiel’ mit. Im Gasthaus Lamm in Zuffenhausen begeisterte er als Jakob Roth im Theaterstück ‚Der Meineidbauer’ das Publikum. Radio-Hörspiele wurden sein zweites berufliches Standbein. Einmal überzeugte der junge Walter Schultheiß die Radiozuhörer selbst als Großvater: „Damals wollte ich privat telefonisch einen Motorroller bestellen. Der Verkäufer hat meine Opa-Stimme aus dem Radio wiedererkannt und sagte: Können Sie alter Kracher überhaupt noch fahren?”
Wedekinds Töchter: Das große Comeback der Operetten rekrutierte Walter Schultheiß – vom ‚Dreimädelhaus’ bis zum ‚Vetter aus Dingsda’ (mit seiner ersten Gesangsrolle) unterhielt er das Publikum auf dem Weg von den Trümmerbergen ins Wirtschaftswunder. Termine auf der Theaterbühne und im Studio füllten seinen Terminkalender. In Schillers ‚Wallensteins Tod’ verkörperte er den Astrologen Seni. Regisseur Peter Beauvais engagierte ihn für ‚Die Büchse der Pandora’ von Frank Wedekind. „Auch Wedekinds Töchter Pamela und Kadidja waren dabei“, erinnert er sich. Er wirkte mit in einer Inszenierung von Goethes Lustspiel ‚Die Mitschuldigen’, aber auch in ‚Der Raub der Sabinerinnen’. Die gebürtige Freiburgerin Sonja Sutter, Alexander Golling und viele mehr arbeiteten in jenen Tagen mit Schultheiß zusammen.
Gemeinderat Hägele: Schwäbisch g’schwätzt vor der Fernsehkamera hat Walter Schultheiß als Gemeinderat Hägele in der Serie ‚Schwäbische Geschichten’ mit Willy Reichert als Bad Krottenbrunner Bürgermeister Gottfried Gscheidle. Das war Anfang der 1960er Jahre. Werner Veit, mit dem Schultheiß in Heinrich Spoerls Komödie ‚Der Maulkorb’ als rheinländische Originale Wimm und Bätes Publikum und Kritik gleichermaßen begeistert hat, wurde bald sein neuer Sketch-Partner. „Ab 1963 traten Veit, später der ‚Bruddler’ in der SDR-Abendschau, und ich 20 Jahre lang jeden Samstag als das Straßenkehrer-Duo Karle und Gottlob in der SDR-Rundfunksendung ‚Gäste im großen Sendesaal’ auf“, sagt Schultheiß.
Schwabe vom Dienst: So kam Walter Schultheiß schnurstracks in die Champions League der mal polternden, mal ruppigen, mal gewitzten Schwaben in Film, Funk und Fernsehen. Es gab Zeiten, da wollte Walter Schultheiß die Rolle des Schwaben vom Dienst einfach ablegen. „Des send net Sie, hat mir dann mein treues Publikum gesagt. Die Leute wollen mich so sehen, wie es bei ihnen daheim ist,“ meint der Charakterdarsteller; inzwischen kann er als Ur-Schwabe ganz gut leben. Privat zappt er Volks- und Brauchtumssendungen „ganz schnell weg“. Comedy-Shows dito.
Straßenkehrer-Duo: „Mein Mann ist eben ein treuer Mensch,“ sagt Ehefrau Trudel Wulle, wenn sich Walter Schultheiß an 20 Jahre Straßenkehrer-Sketche erinnert. Die Übertragungen aus der Villa Berg in Stuttgart waren Kult. Jedes Kind konnte den Refrain mitsingen: ‚…ich kehr für Arm und Reich, für Hoch und Niederich’. Dazu fällt Walter Schultheiß eine Anekdote ein: „Im Sender gab es Generalintriganten, die fanden das furchtbar. Dann erlebte der damalige Programmdirektor, wie beliebt wir beim Volk waren. Er saß beim Friseur. Plötzlich wurden bei den Damen alle Trockenhauben ausgeschaltet. ‚Ja, was ist denn jetzt los?’ wollte der Programmdirektor wissen. Der Friseur antwortete: ‚Jetzt kommen die Straßenkehrer im Radio’.“ Die Schattenseite der populären Rolle: „Als Schauspieler war ich zwei Jahrzehnte weg vom Fenster. Sketche schreiben, auswendig lernen und auftreten, da blieb keine Zeit für andere Rollen, nur fürs Tingeln“, sagt er.
Tingeln: „Heute sagt man dazu Galas, aber die sind nichts anders als Tingeln“, erklärt Trudel Wulle, die seit 1950 mit Walter Schultheiß verheiratet ist. „Alle haben getingelt. Als Conferencier sagte ich humorvoll Zara Leander, Johannes Heesters oder Lale Andersen an. Während sich bayerische Musiker hinter der Bühne stritten, wer gleich das ‚Kufsteinlied’ vortragen darf, hatte es der Conferencier längst vor dem Publikum gesungen,“ schmunzelt Walter Schultheiß.
Zuckmayer, Storz & Co.: In Baden-Baden nahm das Fernsehen ‚Schinderhannes’ als Livespiel auf. Aufmerksamer Beobachter war Carl Zuckmayer, der das Räuberstück geschrieben hat. Ein weiterer wichtiger Name im Leben des Schauspielers Walter Schultheiß war der Autor, Regisseur und Produzent Oliver Storz, Sohn des ehemaligen baden-württembergischen Kultusministers Gerhard Storz. Sein Drehbuch für die ZDF-Produktion ‚Stadtbrand’ (1984) sah eine Rolle für Schultheiß vor, ebenso sein Fernsehfilm ‚Drei Tage im April’. Der Film ‚Sonntagsausflug’ brachte den schwäbischen Bruddler und den bayerischen Grantler Walter Sedlmayr zusammen. Unter der Regie des Münchners spielte Schultheiß einen Angler. Dominik Graf holte den Volksschauspieler für ‚Die Reise nach Weimar’ ans Set.
Kameramann: „Nach meinen ersten Berufserfahrungen vor der Kamera wollte ich wissen, wie es dahinter ausschaut. Mit einer kleinen Kamera filmte ich eine Geisterstunde im Kinderzimmer. Mein damals noch kleiner Sohn Götz spielte die Hauptrolle. Er legte sich schlafen, der Uhrzeiger ging auf Mitternacht zu und all sein Spielzeug wurde plötzlich lebendig und tollte im Kinderzimmer herum. Punkt 1 Uhr war der Spuk vorbei.“
Mephisto: Schon als Kind faszinierte ihn der Schauspielberuf. Besonders die Rolle des Mephisto in Goethes ‚Faust’ hatte es ihm angetan. Mit einem selbst gebastelten Schattentheater spielte der kleine Walter Schultheiß in der elterlichen Wohnung in Tübingen das Stück nach. Sein Traum von der Mephisto-Rolle ging zwar nicht in Erfüllung, dafür durfte er in einer Gala zu seinem 70. Geburtstag als Mephisto auftreten. In einem Sketch mit Hape Kerkeling parodierten beide Szenen aus dem Klassiker in zwölf Sprachen. Mit einem Puppenspiel gab es 1981 nochmals eine Begegnung. Für die Augsburger Puppenkiste lieh Schultheiß seine Stimme dem Hippo in ‚Hippo und der Süßwasserkarl’.
Felix Huby: Anfang der 1980er Jahre wurde sein künftiger schreibender Wegbegleiter auf ihn aufmerksam. Dem schwäbischen Autor Felix Huby gefiel der Fernsehfilm ‚Pannenhilfe’, besonders der Hautdarsteller Walter Schultheiß, der als geschäftstüchtiger Abschleppunternehmer auch Taxi fuhr, ein Bestattungsinstitut leitete und ein Hotel für Unfallopfer plante. An der Seite von Schultheiß spielte Klaus Langer, der Ehemann der unvergessenen ‚Montagsmaler’-Legende Sigi Harreis. Die Zusammenarbeit Huby/Schultheiß schrieb Fernsehgeschichte: ‚Köberle kommt’, ‚Der König von Bärenbach’, ‚Oh Gott, Herr Pfarrer’, ‚Der Eugen’, ‚Pfarrerin Lenau’ und im Stuttgarter Bienzle-Tatort stand Walter Schultheiß in jeder Folge als Vermieter Rominger im Treppenhaus. „Der Huby schrieb mir wunderbare Rollen auf den Leib“, ist Schultheiß froh. Nach der Senderfusion des SDR mit dem SWF zum SWR war es plötzlich aus mit den schwäbischen TV-Rollen, „absolut Sense“, wie Schultheiß nachdenklich anmerkt. Nur noch einmal, für Frieder Scheiffeles Serie ‚Laible und Frisch’, stand er vor der Kamera.
Aktuelle Themen: Ob ‚Global Player’, ‚Laible und Frisch’ oder all die anderen TV-Hits, als Volksschauspieler packte Walter Schultheiß stets „Themen an, die auf dem Tisch liegen“: Die Bewältigung von Kriegserlebnissen, die Folgen der Globalisierung, der Verdrängungswettbewerb im Bäckerhandwerk, Spießigkeiten, die den Weg in eine moderne Gesellschaft behinderten.
Rollenstudium: „Ich spiele jede Rolle, wie sie im Buch steht. So war es auch bei ‚Global Player’. Doch diesmal habe sogar ich gestaunt, wie ich als Paul Bogenschütz wirke“, gibt er zu. Zum Rollenstudium zieht sich der Volksschauspieler immer noch zurück ins Wohnzimmer, setzt sich in seinen Lernsessel und arbeitet den Charakter seiner aktuellen Figur heraus. Für ‚Oh Gott, Herr Pfarrer’ hielt er sich strikt ans Script: „Mit Religion habe ich ja nicht so viel am Hut“. Und für seinen Part als Posaunenchorleiter in ‚Pfarrerin Lenau’ übte er an einem heißen Tag im Wohnzimmer mit dem Blasinstrument. Alle Fenster waren zu. Es klingelte. Verschwitzt öffnete Walter Schultheiß die Haustür. „Sie müssen nicht bei geschlossenem Fenster üben, wir hören Sie auch so“, lachte sein Nachbar.
Komödie im Marquardt: Die Schließung des Stuttgarter Fernsehturms hat zwar die Lesungen von Trudel Wulle und Walter Schultheiß über den Wolken beendet; doch 2014 soll es in der Komödie im Marquardt wieder heißen ‚Was d’Leut so rausschwätzet’. Mit den von Schultheiß geschriebenen humorigen Dialogen, Gedichten und Valentinaden begeistert das wohl älteste, noch immer aktive Schauspielerehepaar der Welt Publikum und Medien. Gemeinsame Auftritte sind rar geworden. „Komisch, in all den Fernsehserien, in denen wir gemeinsam mitgewirkt haben, hat Trudel immer meine Schwester gespielt, niemals meine Ehefrau“, schmunzelt er. In der Komödie im Marquardt ist der Volksschauspieler seit Jahrzehnten ein Publikumsgarant. Zum Beispiel, wenn ‚Heilix Blitzle’ auf dem Programm stand. In der bitterbösen Chronik einer Bauernfamilie von der Ostalb geht es um Erbschleicher, Giftmörder, betrogene Betrüger und einen Scheintoten.
Malerei: Eine Ecke im Wohnzimmer gleicht einem Maleratelier. „Malerei war für mich ein Ausgleich. Ich suchte stille Motive. In Paris habe ich die Plätze gemalt, an denen früher berühmte Maler große Werke geschaffen haben. Heute habe ich keine Kraft mehr… solange mir kein anderer Stil einfällt, habe ich keine Lust am Malen“, sagt er. Nach einem Studium der Malerei bei Willy Wiedmann, bestand Walter Schultheiß 1977 die Aufnahmeprüfung in den Verband Bildender Künstler (VBK). Seine Gemälde wurden auch in Venedig ausgestellt.
Auszeichnungen: Zum Bundesverdienstkreuz und der Verdienstmedaille des Landes Baden-Württemberg und der Auszeichnung Ehrenmitglied des Alten Schauspielhauses Stuttgart (Komödie im Marquardt und Altes Schauspielhaus) kommt nun der Baden-Württembergische Ehrenfilmpreis, den ihm das Filmbüro Baden-Württemberg e.V. für das Lebenswerk verleiht. Laudator wird sein langjähriger Autor Felix Huby sein.