Jochen Laube
Ehrenfilmpreisträger 2020
Produzent
Das Filmbüro Baden-Württemberg ehrt den Ludwigsburger Produzenten Jochen Laube (Sommerhaus Produktion) mit dem Baden-Württembergischen Ehrenfilmpreis 2020.
Jochen Laube setzt sich mit großem Engagement für den Filmstandort Baden-Württemberg ein, seine Filmproduktionen werden auf den großen internationalen Filmfestivals im In- und Ausland wahrgenommen und er gibt in Sachen Film Baden-Württemberg ein Gesicht. Als Absolvent der Filmakademie Baden-Württemberg und inzwischen wichtiger Filmproduzent hat er längst bewiesen: Baden-Württemberg kann auch großes Kino. So trägt er zur positiven Wahrnehmung des Landes bei.
Sein Lebens- und Arbeitsmittelpunkt ist und bleibt seine Geburtsstadt Ludwigsburg. Hier hat er seinen Beruf studiert. Hier produziert er Filme, die Maßstäbe setzen für das filmische Erzählen im Kino und im Fernsehen. Er siedelt – wenn machbar – die Drehorte im Südwesten an und holt in sein Team Filmschaffende auch aus der Region. Er ist ein großer Verfechter der Lichtspielkultur, kämpft so auch entschieden vor Ort für den Erhalt des Ludwigsburger Scala Kinos.
Obwohl seine Kinofilme oft auf internationalen Filmfestivals starten und bundesweit ein Millionenpublikum in die Filmtheater locken, ist er seinem Heimatland Baden-Württemberg und seiner Geburtsstadt Ludwigsburg treu geblieben. Als Student an der Filmakademie Baden-Württemberg wurde er mit dem Caligari-Preis des Fördervereins der Filmakademie ausgezeichnet, sammelte als Produktionsassistent bei Regielegende Peter Greenaway wertvolle Erfahrungen und engagierte sich für das Kinderkinokonzept ‚Zauberlaterne‘ der UNESCO.
Mit seiner 2006 in Ludwigsburg gegründeten Sommerhaus Filmproduktion bewegt er sich bis heute auf der Erfolgsspur. Gleich zum Start brachte er den preisgekrönten Spielfilm ‚Novemberkind‘ in die Kinos und für seinen Dokumentarfilm ‚Sonbol‘ erhielt er einen Grimme-Preis. Für UFA Fiction – vormals teamWorx – leitete er mit großem Erfolg das Büro in Ludwigsburg und im Barockschloss seiner Heimatstadt realisierte er den für einen Internationalen Emmy nominierten TV-Zweiteiler ‚Baron Münchhausen‘. In seinen UFA-Fiction-Jahren (2008 bis 2015) sammelte er renommierte Filmpreise. 2015 schlug er mit der Neugründung seiner Sommerhaus Filmproduktion zusammen mit Fabian Maubach ein neues Kapitel in seiner Erfolgsgeschichte auf.
Seine Filmografie liest sich wie ein Stück neuerer deutscher Filmgeschichte: ‚In den Gängen‘ von Thomas Stuber, ‚Was uns nicht umbringt‘ von Sandra Nettelbeck, der RAF-Tatort ‚Der Rote Schatten‘ von Dominik Graf oder die Verfilmung von Hape Kerkelings Bestseller ‚Ich bin dann mal weg‘ von Julia von Heinz. Mit Regisseurin Caroline Link verfilmte er Judith Kerrs Roman ‚Als Hitler das rosa Kaninchen stahl‘ und mit Burhan Qurbanis Neubearbeitung von Alfred Döblins ‚Berlin Alexanderplatz‘ begeisterte er Publikum und Kritiker während der Berlinale. Im Corona-Herbst 2020 wagte Warner einen Kinostart mit seiner romantischen Komödie ‚Hello Again – Ein Tag für immer‘ von Maggie Peren. Mit der Serie ‚Zeit der Geheimnisse‘ eroberte er das Netflix-Publikum. Der Streamingdienst vertraute ihm nun die nächste Eigenproduktion an – ‚The Empress‘, es geht um die legendäre Sisi.
Mit seinem Mix aus Mainstream, Remake und Romanverfilmung hat er bewiesen, dass er ein sicheres Händchen für Filmproduktionen hat, die von Festivalmachern, Kritikern und Zuschauern gleichermaßen gut und gerne angenommen werden. Mehrfach überzeugte er mit seinen Arbeiten auch die Juroren der Film- schau Baden-Württemberg und gewann Baden-Württembergische Filmpreise.
Jochen Laube ist Mitglied der Deutschen und der Europäischen Filmakademie, sitzt in der Jury der ‚First Steps‘ und unterrichtet an der Filmakademie Baden-Württemberg. Und wer aufmerksam durch Ludwigsburg geht, dem lächelt er von einer Buswerbung entgegen. Die Ludwigsburger sind stolz auf ihn. Hier fühlt er sich im Kreise seiner Familie zu Hause.
"Jeder Film kann das Kino retten"
Ehrenpreisträger Jochen Laube im Gespräch mit Hans-Peter Jahn für den Katalog zur 26. Filmschau Baden-Württemberg 2020
Jochen Laube: „Ich bin wirklich sprachlos, gerührt und bedanke mich von ganzem Herzen für diese Ehrung.“
UFA-Geschäftsführer Nico Hofmann, Dein ehemaliger Chef, meinte unlängst, mit Spielfilmen über Corona müsse man noch sechs bis sieben Jahre warten. Sind Filme mit Mundschutz für Produzenten Kassengift?
Jochen Laube: „Bei mir entstehen Filmprojekte aus Figuren heraus. Ich will mich nicht auf irgendwelche Themen draufsetzen, sondern sehen, welche Geschichten kleine Personen und Persönlichkeiten erzählen.“
Die langen Drehstopps und die große Unsicherheit im Corona-Jahr 2020 hinterlassen in der Filmbranche tiefe Spuren. Die Kulturpolitik bemüht sich um Soforthilfe, aber der geforderte Ausfallfonds für deutsche Filmproduktionen lässt immer noch auf sich warten. Was steht auf dem Spiel?
Jochen Laube: „Es steht alles auf dem Spiel – nicht nur die Filmbranche, sondern die komplette Kultur. Das bereitet mir schlaflose Nächte. In den Branchen Film, Musik und Theater sind so viele Existenzen bedroht
und viele haben bereits ihren Job verloren. Diese Arbeitsplätze wird es später auch nicht mehr geben. Das ist eine Katastrophe. Ich persönlich fühle mich in Baden-Württemberg sehr gut aufgehoben und habe das Gefühl, dass Kulturstaatssekretärin Petra Olschowski und ihr Ministerium der Kunstszene sehr viel Gehör verschaffen innerhalb der Landesregierung. Natürlich ist es nie genug, was an Soforthilfe geleistet werden kann. Es sind ja so viele Menschen, Firmen und Branchen betroffen. Ganz schlimm trifft es die Filmtheater. Für viele Kinos im Land sehe ich leider schwarz.“
Wie geht es Deiner Sommerhaus Filmproduktion?
Jochen Laube: „Meine Produktionsfirma hat sich bisher mit sehr großem Glück um diese katastrophale Situation herumgeschifft. Wir haben 2019 parallel drei Filme gedreht und
für 2020 die Entwicklung neuer Filmstoffe eingeplant. Nur im Herbst war eine Fernsehproduktion in Spanien vorgesehen, die wir rechtzeitig verschieben konnten. So sind keine Ausfallkosten aufgelaufen. Auch wenn es mich persönlich jetzt nicht trifft, unterstütze ich selbstverständlich die stetige Arbeit des Produzentenverbandes an dem Ausfallfonds, um meinen Kolleg*innen die nötige Sicherheit zu geben, die man braucht, um in diesen Zeiten in einen Dreh zu gehen, ein Filmprojekt zu wagen.“
Das Jahr der Stoffentwicklung hat Dich also an den Wiener Hof im Jahre 1858 geführt. Die legendäre Sisi heiratete dort mit 16 Jahren Franz Joseph I., wird Kaiserin von Österreich, später auch Königin von Ungarn. Die Story um Glück und Leid liefert den Stoff für die neue Netflix-Serie ‚The Empress‘, die der Streamingdienst Dir anvertraut hat. Kommt ein Remake der ‚Sissi‘-Trilogie?
Jochen Laube: „Nein, es ist natürlich kein Remake der Trilogie. Wir versuchen, eine länger laufende Serie zu entwickeln, die mit Romy Schneider und Karlheinz Böhm überhaupt nichts mehr zu tun hat. Die erste Staffel konzentriert sich auf nur wenige Monate des Kennenlernens und die Hochzeit. Die reale
Sisi und das wirkliche Leben am Wiener Hof sind eine sehr harte Geschichte. Der Hof ist ein goldener Käfig, wie ihn auch Lady Diana im britischen Königshaus erlebt hat. Für Sisi war die Situation nur viel krasser. Es gab eine ehrliche, romantische Liebe mit viel gemeinsamer Hoffnung. Auch Elisabeth glaubte, etwas bewirken und ihrem damals 23-jährigen Ehemann wirklich beistehen zu können. Er führte ein Reich, das so groß war wie die ehemalige Sowjetunion, mit Kriegen an allen Ecken, großer Armut und einer Epidemie. Sie wollten ein modernes Paar sein, wirklich gemeinsam etwas bewirken, was am Wiener Hof jedoch überhaupt nicht funktionierte und zu einem großen Drama führte. Diese sehr moderne und hoch emotionale Geschichte, gepaart mit unserer Zusammenarbeit mit führenden Historikern, lässt ein völlig neues Sisi-Bild entstehen. Gedreht wird nicht in Österreich. An den Originalschauplätzen – der Hofburg und Schönbrunn – gibt es einfach zu viele Touris- ten. Momentan sind wir auf Location-Tour in Deutschland und ein Traumschloss ist schon im Gespräch. Um die Besetzung muss ich kein Geheimnis machen; ich kenne die Schauspieler*innen noch nicht. Die echte Sisi war damals 16 Jahre alt. Wir brauchen also ebenfalls eine sehr junge Darstellerin. Wir casten hunderte Schauspielerinnen und Nicht-Schauspielerinnen im Land. Aus 700 Casting-Einreichungen werden wir bald ein ganz neues, junges Sisi-Gesicht auswählen. Gedreht wird ab Mai 2021 und 2022 zeigt Netflix dann die erste Staffel.“
Mit dem von Dir produzierten Dokumentarfilm ‚Remake, Remix, Rip-Off‘ von Cem Kaya hast Du schon früh das Thema Neuverfilmungen aufgegriffen. In der Doku ging es um billige Trash-Kopien. Welche Bedeutung haben Remakes im Allgemeinen für Dich und gibt es Klassiker, die niemals neu verfilmt werden sollten?
Jochen Laube: „Ich finde es immer wieder spannend, über Remakes nachzudenken. Die US-Independent-Klassiker aus den 1990er Jahren, die mich für das Kino begeistert haben, würde ich allerdings niemals anfassen. Bei einem Remake geht es in erster Linie um den individuellen, neuen Ansatz, der eine Neuverfilmung rechtfertigt. Ein eins- zu-eins-Remake macht für mich gar keinen Sinn. Manchmal interessiert mich auch, wie man einzelne Elemente aus früheren Filmen benutzen kann. In meiner aktuellen Komödie ‚Hello Again – Ein Tag für immer‘ von Maggie Peren verwenden wir einen Zeitschleifen-Twist wie in ‚Und täglich grüßt das Murmeltier‘ von Harold Ramis. Das ist eine kleine Referenz an einen Film, den man kennt und mag.“
Mit ‚Baron Münchhausen‘ und ‚Berlin Alexanderplatz‘ hast Du dich an zwei Filmklassiker gewagt, die längst einen festen Platz in der deutschen Filmgeschichte haben. Was hat Dich an diesen Geschichten gereizt?
Jochen Laube: „Nun, das sind ja zwei völlig unterschiedliche Filme. Doch grundsätzlich geht es bei mir immer um ganz klare Kernpunkte, Erlebnisse, das Gefühl zu einer Figur. Lese ich irgendwann zwei, drei Sätze, die mich gefangen halten, weiß ich, das trägt
auch über die Jahre der Produktion und hält eine Flamme am Leben, die man braucht, um eine Geschichte zu entwickeln und auf die Leinwand zu bringen. Bei ‚Berlin Alexanderplatz‘ war es diese kongeniale Idee von Burhan Qurbani, Franz Bieberkopf, den Ex-Knacki von 1920 in Döblins Roman, der das Subproletariat abbildet, durch eine Figur aus der untersten Unterschicht von heute zu ersetzen. Das sind die Geflüchteten aus Afrika, die in der Hasenheide in Berlin Drogen verkaufen. Dieser Vergleich hat für mich von Anfang an inhaltlich gepasst und mich angetrieben, ‚Berlin Alexanderplatz‘ so erzählen zu müssen.”
Rainer Werner Fassbinders TV-Serie ‚Berlin Alexanderplatz‘ wurde 1980 vorgeworfen, zu dunkel zu sein. Der Ufa-Klassiker ‚Münchhausen‘ (1943) mit Hans Albers bleibt als buntes Spektakel in Erinnerung. Welchen Zugang hattest Du zu ‚Baron Münchhausen‘?
Jochen Laube: „Bei ‚Baron Münchhausen‘ reichten wenige Worte unseres Autors Marc O. Seng, damit ich mich in diese hochpoetischen, romantischen und augenzwinkernden Texte reinwerfen konnte. Aus diesen herrlich übertriebenen Lügengeschichten wollte ich keinen historisch festgefahrenen Film machen. Aus reiner Lust am überschwänglichen Erzählen entstand ein großes Märchen. Wir ließen unserer Fantasie freien Lauf und allen – Jan Josef Liefers als Baron Münchhausen, Jessica Schwarz als Constanze von Hellberg und Katja Riemann als Zarin Katharina – hat es großen Spaß gemacht. 2011 drehten wir in meiner Geburtsstadt Ludwigsburg im Barockschloss und im Favoritepark. Für mich waren das große emotionale Momente. Als ich noch ein Kind war, ging meine Oma oft mit mir in diesen Park und ich durfte die Rehe füttern. Nun drehte ich genau dort an einem kalten Wintertag im mystischen Morgennebel für einen aufwendigen TV-Zweiteiler eine Szene mit Pferden. Trotz eisiger Temperaturen wurde es mir warm ums Herz.“
Ludwigsburg taucht immer wieder in Deinen Filmen auf. In welchen noch?
Jochen Laube: „Wenn es geht, plane ich gerne einen Dreh in Ludwigsburg ein. Für ‚Berlin Alexanderplatz‘ war die Wilhelmstraße ein Schauplatz. Ludwigsburg hinterließ auch in ‚Hello Again‘ und in Dominik Grafs ‚Tatort – Der rote Schatten‘ Spuren. Aber auch, wenn wir mal nicht hier drehen, lade ich immer zur Filmpremiere ins Ludwigsburger Scala ein, zeige dann meinen Gästen die Filmakademie Baden-Württemberg und die Sehenswürdigkeiten meiner Heimatstadt. Ich glaube, alle tragen Ludwigsburg in guter Erinnerung.“
Um das Mainstream-Publikum für das deutsche Kino zu begeistern, bringst Du ebenso verfilmte Bestseller auf die Leinwand. Was muss einen Roman auszeichnen, damit Du ihn als Filmstoff akzeptierst?
Jochen Laube: „Ich lese Romane nicht, um neue Filmstoffe zu finden. Verfilme ich einen Bestseller, hat das immer einen sehr persönlichen Anlass. In den Schulferien in Frankreich zeigte ich meinen Kindern auch die Weltkriegsbunker in der dortigen Gegend. Beide wussten schon, dass es Hitler und den Zweiten Weltkrieg gegeben hat. Ich wollte ihnen mehr über diese Zeit erzählen. Da kam ich auf die Idee, einen Spielfilm über diese schrecklichen Jahre zu produzieren, den die ganze Familie zusammen anschauen kann. Judith Kerrs Bestseller ‚Als Hitler das rosa Kaninchen stahl‘ ist kein großes Drama, sondern hat einen ganz speziellen Blick auf diese schwierige Vergangenheit. Das Buch ist für viele junge Menschen von heute der erste Kontakt mit der damaligen Nazi-Zeit. Vielleicht ist es uns gelungen, mit dieser wahren Geschichte der kleinen Anna bei den heutigen Schulkindern etwas Positives zu erreichen. Vielleicht gehen sie auf ihre Mitschüler*innen etwas verständnisvoller zu, vielleicht können sie nachvollziehen, wie es sich für diese Kinder anfühlt, wenn sie wegen eines Krieges ihre Familie, ihre Freunde oder ihr Kuscheltier in der alten Heimat zurücklassen mussten. Wenn wir mit unserem kleinen Film geschafft haben, dass sie nun mit einem anderen Herzen auf geflüchtete Kinder in ihrer Klasse schauen, dann hat das auch mit der Kraft des Kinos zu tun.
Noch ein anderes Beispiel: Thomas Stubers Spielfilm ‚In den Gängen‘ basiert dagegen auf einer Kurzgeschichte von Clemens Meyer, deren Figuren eine ganz eigene Romantik haben. Ich hatte einfach Bock darauf, diese so herausragend skizzierten Figuren aus der Kurzgeschichte heraus auf die Leinwand zu bringen. Ich gehe also nie in einen Buchladen und sage, diesen Roman werde ich verfilmen. Ich brauche einen eigenen Ansatz.“
Welchen Einfluss hast Du als Produzent auf ein Filmprojekt?
Jochen Laube: „Ich sehe immer das große Ganze. Ich habe natürlich zu Beginn einmal den Einfluss darauf, ob ein Film überhaupt gemacht wird oder nicht. Das ist der erste Schritt. Will ich eine Idee vorantreiben, die ich erkannt habe und nicht nur ich selber gut finde? Glaube ich an das Projekt? Kann ich für die doch teure Filmkunst Menschen aus meinem Netzwerk begeistern, mir für diesen Film so viel Geld zu geben? Und ganz wichtig: Bringe ich den Film an ein Publikum? Immerhin wird das Projekt mich ein langes Lebensstück – bis zu sechs Jahre – begleiten. Gewiss, im weiteren Verlauf nehme ich dann auch viel Einfluss – vom Buchprozess, Casting bis zum Filmplakat. Ich wähle die Regie aus, die meine Vision teilt und bin beim Dreh auch präsent. Eigentlich begleite ich jeden Schritt des Projekts, um es auf einen guten Weg zu bringen, damit es am Ende zuallererst mir gefällt und dann schauen wir, was dabei herauskommt.“
Über eine Million Zuschauer*innen haben den von Oscar-Preisträgerin Caroline Link inszenierten Erfolg ‚Als Hitler das rosa Kaninchen stahl‘ vor der Corona-Pandemie in den deutschen Kinos gesehen. Seit dem Lockdown verschieben die großen Verleiher den Kinostart für internationale Blockbuster wie ‚James Bond‘ oder ‚Dune‘ ins Frühjahr 2021. Corona-Hygienevorschriften erlauben im Saal nur ein Drittel oder noch weniger der Zuschauer pro Vorstellung. Das Kino leidet, einige Filmtheater haben bereits für immer geschlossen. Welche Filme können das Kino retten?
Jochen Laube: „Jeder Film kann das Kino retten, sage ich polemisch in der jetzigen Situation. Ich finde es grenzwertig, wenn die großen Verleiher Blockbuster ins nächste Jahr verschieben. Wir alle haben in den vergangenen Jahrzehnten von dem System profitiert, dass die Kinos uns und den Filmen die Zuschauer gebracht haben. Jetzt gibt es die erste katastrophale Durststrecke und die Verleiher lassen die Kinos so hängen. Das verstehe ich nicht. Ich bin sehr dankbar dafür, dass meine Partner, dass eOne ‚Berlin Alexanderplatz‘ und Warner ‚Hello Again‘ in diesen schwierigen Zeiten ins Kino gebracht haben. Gut, wir haben uns andere Zuschauerzahlen erhofft, aber es ist der richtige Weg. Wir müssen nach außen signalisieren: Es gibt neue Filme. Es lohnt sich zu kommen! Rettet das Kino!!!
Die Autokinos waren im Sommer in dieser Situation ein guter Impuls. Sie haben aber auch verdeutlicht, was das Besondere am Kino ist. Kino ist nicht, zu zweit im Auto oder daheim auf dem Sofa zu sitzen. Kino ist, in einem Raum gemeinsam eine Geschichte zu erleben. Es sind immer die gleichen emotionalen Beschreibungen, was Kino ist, aber es sind genau die richtigen. Ich werde künftig nicht nur Netflix-Serien wie ‚Sisi‘ drehen. Ich bin sehr glücklich, dass wir 2021 auch für die ARD die Serie ‚Das Netz‘ über die FIFA produzieren dürfen. Aber wir tun unser Möglichstes, um auch weiterhin fürs Kino Filme herzustellen.“