Gabriele RÖthemeyer
Ehrenfilmpreisträgerin 2012
MFG-Geschäftsführerin 1995 – 2013
Gabriele Röthemeyer, die langjährige Geschäftsführerin der MFG Filmförderung Baden-Württemberg (1995 -2013), erhält für ihr Engagement für den Filmstandort Baden-Württemberg den Ehrenfilmpreis 2012.
Das Aufleben der baden-württembergischen Filmszene bis zur Gegenwart und darüber hinaus ist unmittelbar mit Gabriele Röthemeyer und der MFG Filmförderung verbunden, begründet das Filmbüro Baden-Württemberg seine Entscheidung. Neben ihren Leistungen und Verdiensten als Geschäftsführerin der Institution Filmförderung soll der Ehrenfilmpreis vor allem ins Bewusstsein rufen, dass Gabriele Röthemeyer durch ihren reichen Erfahrungsschatz und ihre vielfältigen Kontakte und Beziehungen in die Filmwelt wichtige Impulse für die Entwicklung des hiesigen Standortes geben konnte, auf denen sich dieser nachhaltig entwickelt hat.
Seit 1995 leistete Gabriele Röthemeyer im Filmland Baden-Württemberg Pionierarbeit. Zuständig für den Bereich Filmförderung, begann unter ihr die effektive Unterstützung der Filmschaffenden im Südwesten. Die Entwicklung, Pflege und Stärkung der Filmkultur sowie die Stärkung der Filmwirtschaft in Baden-Württemberg sieht Röthemeyer als wichtigste Ziele ihrer Förderarbeit an. Vom Drehbuch und der Herstellung von Filmen für Kino und Fernsehen bis hin zur Kinoförderung reicht ihr Aufgabenfeld.
Unter ihrer Regie hat sich das unverzichtbare Kulturgut Film längst auch als Wirtschaftsfaktor etabliert. Die baden-württembergische Filmbranche holte in ihrer Ära im Ländervergleich auf und das Jahresbudget der Filmförderung hat sich mehr als verdoppelt. Besonders am Herzen liegt ihr der Filmnachwuchs. Für die Hochschulabsolventen des Landes wurden unter Röthemeyer erste Rahmenbedingungen geschaffen, die eine gezielte Standortförderung ermöglichen.
Gabriele Röthemeyers Engagement für deutsch-französische Filmproduktionen wurde mit der französischen Auszeichnung ‚Offizier im nationalen Verdienstorden’ gewürdigt. Für die MFG Filmförderung hat Röthemeyer Partnerschaften mit der Straßburger MEDIA-Vertretung und nachhaltige Verbindungen zur Filmregion Rhone-Alpes aufgebaut. Gemeinsam mit Unifrance rief sie den mit 20.000 Euro dotierten Verleihförderpreis ins Leben, dessen Gewinner im Rahmen der Französischen Filmtage Tübingen bekanntgegeben wird. Zehn Jahre lang war sie zudem Präsidentin des internationalen Filmkunsttheaterverbandes mit Büro in Paris. Heute ist sie Ehrenpräsidentin des Verbandes.
Nach dem Studium der Germanistik, Theater- und Zeitungswissenschaft in München absolvierte die gebürtige Westfälin ein Hörfunk-Volontariat beim Bayerischen Rundfunk. Anschließend war Gabriele Röthemeyer von 1975 bis 1981 beim NDR und ZDF als Redakteurin und produzierende Feature-Autorin tätig. Danach war sie als Dramaturgin, Produzentin und freie Autorin an verschiedenen Film- und Fernsehproduktionen beteiligt. Jedes Kind kennt zumindest eine Sendung, die Gabriele Röthemeyer entwickelt hat: Die erfolgreiche Serie ‚Löwenzahn’ mit Peter Lustig.
"Warum nicht?"
Eine Würdigung der Ehrenpreisträgerin Gabriele Röthemeyer von Adrian Kutter
„Wir kannten uns schon in den 1970er Jahren. Gaby war, wie auch ich, Jurymitglied in den Kommissionen für Filmförderung, damals noch angesiedelt beim Bundesministerium des Inneren. Anfang 1988 kam ich aus einer Sitzung des Weltverbandes der Filmkunsttheater (C.I.C.A.E.) aus Paris. Der langjährige Präsident des Verbandes, Jean Lescure, hatte dort erklärt, dass er bei der bevorstehenden Neuwahl zu dieser Position nicht mehr zur Verfügung stehen wolle.
Ich selbst hatte ein Angebot dafür schon abgelehnt, mich aber bereit erklärt, nach einem geeigneten Kandidaten auch in Deutschland zu suchen. Kurz danach war ich bei unserer jährlichen Jurysitzung zur Auswahl für den Deutschen Filmpreis in Wiesbaden – Biebrich. Beim gemeinsamen Abendessen der Juroren erzählte ich vom Pariser Treffen und dass ich trotz aller Nachfragen keinen Kandidaten für die C.I.C.A.E. gefunden habe. Gaby sagte trocken über den Tisch: „Warum hast Du nicht mich gefragt?“. Bei der darauffolgenden Hauptversammlung des Verbandes bei den Filmfestspielen in Cannes genügte ihre kurze und präzise Vorstellung, um einstimmig zur neuen Präsidentin gewählt zu werden. Dies sollte sie in einer überwiegend von Männern und vor allem einer vom französischen Mitgliedsverband dominierten Organisation 10 Jahre lang mit Anerkennung und Erfolg bleiben.
1995; nach 9 Jahren Filmförderung im Ministerium für Wissenschaft und Kunst in Baden-Württemberg mit einem, im Vergleich zu Förderungen anderer Bundesländer kaum nennenswerten Budget, wurde die ,Medien- und Filmgesellschaft Baden- Württemberg’ gegründet. Gesucht wurde ein Geschäftsführer für die Abteilung ,Filmförderung’. Als ich Gaby vorschlug, sich dafür zu bewerben, kam wieder dieses spontane „Warum nicht?“. Bei der Vorstellung bei der damaligen zuständigen Ministerin in Stuttgart konnte sie sofort überzeugen und sich gegen harte Männerkonkurrenz durchsetzen. Die Erfolgsgeschichte der Filmförderung in unserem Land trägt ihren Namen bis heute auf mehr als eindrucksvolle Weise.
Gaby weiß immer sehr genau, was sie will. Die beiden oben genannten Beispiele beweisen dies eindrucksvoll, denn langes Nachdenken und Planen hasst sie. Mit großer Intelligenz und ebenso großem Allgemeinwissen wie auch spezifischem Wissen über die Mechanismen in der Filmwirtschaft gelingt es ihr zu jeder Zeit in Gesprächen zu überzeugen und vielfach ihre Überzeugung auch eindrucksvoll durchzusetzen. Präzise sind ihre scharfen Analysen zu Drehbuchvorlagen und vollendeten Filmen.
Wer nach vielen Jahren ihr Vertrauen gewonnen hat und sich ihr Freund nennen darf, wird auch wissen, dass hinter der harten Schale einer allseits anerkannten Karrierefrau ein sehr sensibles Herz schlägt.
Liebe Gaby, hab Dank dafür, was Du für uns geleistet hast und noch leisten wirst!
Sei herzlich umarmt von Deinem getreuen Freund Adrian.“
Adrian Kutter gilt als wichtige Persönlichkeit im bundesdeutschen Filmgeschäft und ist Begründer und Vater des Filmfest Biberach, einem Filmfestival, das auch ‚Familientreffen der deutschen Filmemacher’ genannt wird. Er ist Gründer des Film- und Kinomuseums Baden-Württemberg.